Samstag, 12. November 2016

R.I.P. Leonard Cohen


Ich habe den ganzen Oktober, im Rahmen der #Inktober2016 Aktion, jeden Tag ein Cover eines, mehr oder weniger, bekannten Musik Albums nach gezeichnet. Dafür habe ich mir extra einen Zeichenblock gekauft. Er hatte 50 Seiten. 31 sind für die Aktion genutzt worden, 18 für etwas anderes oder einfach, für nicht gelungene Entwürfe, denn ich zeichne meistens ohne Vorzeichnungen. Ein Blatt ist aber übrig geblieben. Heute morgen habe ich, über das Radio, erfahren, daß Leonard Cohen gestorben ist. Ich könnte mir keine ehrenvollere Verwendung für das letzte Blatt vorstellen, als eine Huldigung an den Meister.

Das erste mal habe ich von Leonard Cohen gehört, als ich ca. fünf Jahre alt war. Ich habe im Fernsehen das Video zu „Dance me to the end of Love“ gesehen, der Fernsehsprecher sage dazu, das wäre eins von den Musikvideos, die mitten im nirgendwo anfangen und mitten im nirgendwo auf hören. Diese Aussage stimmt bis heute immer noch. Als Kind konnte ich nicht erfassen, was ich da gesehen habe, geschweige denn,  ich konnte nicht ein mal die englische Sprache verstehen. Aber die Bilder haben sich in mein Gedächtnis gebrannt, das Krankenhaus, Leonard Cohen als Leiche, der Ring, der sich in Säure auflöst, die Frau, die sich vor einer Klasse auszieht … all das hat mich nie mehr los gelassen.

Ich habe eher spät zu Leonard Cohen gefunden, so mit Anfang zwanzig. Hauptsächlich durch meinen guten Freund Bob. Als ich ihn fragte, was denn so besonders an Leonard Cohen sei, sagte er mir, er könne nichts anderes, als einfach die Wahrheit singen. Dieser Satz hat sich auch in mein Gedächtnis gebrannt. Jahr um Jahr wurde mir klar, wie recht Bob damit hat. Jahr um Jahr konnte ich mich immer mehr mit der Poesie von Leonard Cohen identifizieren.

2013 hatte ich die einmalige Gelegenheit, ihn, zusammen mit Bob, in Mannheim Live zu sehen. Ein einmaliges Erlebnis, bis heute noch. Das Bild oben ist auch ein riesengroßer Insider Gag. Dafür sollte ich von der „Jazz Police“ belangt werden, sodaß mir nicht einmal die „Sisters of Mercy“ mehr helfen werden können. Wer die Lieder von Leonard Cohen nur von den Studio Alben kennt, sollte, auf jeden Fall, sich die Live Aufnahmen anhören. Der Meister hat die besten Musiker um sich versammelt, dadurch werden die, bereits brillanten, Stücke um 200% aufgewertet. Wie gesagt, ein unvergessliches Erlebnis.

Nun ist er für immer von der Bühne getreten, in einer Zeit, die besonders aussichtslos erscheint. Aber seien wir mal ehrlich, wann schien die Zeit nicht besonders aussichtslos zu sein? Eins meiner Lieblings Alben ist „I'm your man“ von 1988, einer Zeit, die damals auch besonders aussichtslos schien. Der Kalte Krieg und AIDS waren auf dem höhe Punkt und die Zukunft schien ungewiss. Die finstere Entschlossenheit von „First we take Manhattan“ scheint den Zeitgeist wieder zu spiegeln, aber es gibt noch die restlichen Songs. Wo Schatten ist, da muß auch Licht sein.

Das ist jetzt ziemlich viel Text von mir, den Ihr jetzt lesen müsst, aber wie sonst könnte ich dem Erbe eines Genies gerecht werden, der nie ein überflüssiges Wort gesagt hat. Leonard Cohen ist in einer anderen Weise auch ein Vorbild für mich. Da ich mich selber künstlerisch betätige, denke ich mir oft, ende dreißig, ich hätte meine Zeit vertan. Ich hätte bereits mit sechs anfangen sollen, mich künstlerisch zu betätigen um gut zu sein. Leonard Cohen hat aber mitte dreißig damit angefangen, Musik zu machen. Das gibt mir Mut, es immer noch zu versuchen. Sollte nur ein klitze kleiner Teil seiner Poesie auf mich abfärben, so wäre ich unendlich zufrieden.

Ich möchte nun mit einen Zitat von ihm, aus dem Song „Anthem“ enden:

„Ring the bells that still can ring
Forget your perfect offering
There is a crack in everything
That's how the light gets in.“

Es sind wahre Worte.

R.I.P. Leonard Cohen

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